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Was machen Sie gegen schlechte Laune?

Ich erinnere mich letztlich selbst daran, dass sie niemandem guttut.

Schlechte Laune ist etwas völlig anderes als krasse, rohe, explosiv-schöne WUT,

schlechte Laune ist etwas völlig anderes als Tränen und Zerrüttung …

Schlechte Laune ist LANGWEILIG und STUMPFSINNIG.

Wie bewegen Sie sich durch Berlin?

Mit weit geöffneten Augen!

Was macht Sie glücklich?

Das Schwierige ist: Wofür entscheidet man sich?

Die einfache Antwort ist, dass mich die kleinsten Dinge des Lebens Glück verspüren lassen KÖNNEN. Die Herausforderung ist, sich für die Erlebnisse zu öffnen: etwa den schönen Akzent des Gentleman, der gerade am Tisch nebenan spricht, während ich das hier schreibe; die Art, wie Mozart Subdominanten verwendet; den Geruch von frischgemähtem Gras im Spätherbst, wenn der Himmel hell und klar ist; Ehrlichkeit.

Vincent van Gogh sagte, dass wir – als Künstler auf dieser Welt – nicht hier sind, um »glücklich« zu sein. Wir sind hier, um im Leben anderer Menschen mit unserer Arbeit Spuren hinterlassen, mit unserer »Arbeit!«, mit unserer strebenden Hingabe, Menschen zu berühren.

Ich habe eine seltsame Beziehung zum Wort »Glück«, weil für mich wahres Glück gleichzeitig eng verbunden ist mit Traurigkeit.

Haben Sie schon einen Lieblingsort in Berlin?

Dazu kenne ich Berlin bislang leider viel zu wenig. Doch so wie ich die Stadt erlebe, bin ich auch nicht davon überzeugt, dass es Berlin (also dem Geist der Stadt) gefallen würde, wenn ich einen Lieblingsort hätte. Ausgehend von dem, was ich höre, entstehen und verschwinden hier versteckte Orte so schnell wie der Wechsel von Nacht zu Tag. Mit dem Gefühl von Innovation, Offenheit, Wachstum und Erneuerung kommt mir die Idee eines »Lieblingsortes« momentan viel zu beschränkt vor.

Wer ist Robin Ticciati?

In seinen Konzerten lässt sich das musikalische Universum des neuen DSO-Chefdirigenten ganz unmittelbar erleben. Doch auch die Bildwelt der Saison 2017|2018 ist eine Einladung, den Menschen und Musiker Robin Ticciati kennenzulernen. Im Vorfeld seiner ersten Spielzeit mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin hat Robin Ticciati eine Reihe von Fragen zu seiner Person und seinem Musikverständnis beantwortet. Der Münchner Fotograf Fabian Frinzel und die Designerin Ayzit Bostan haben seine Antworten auf ihre ganz eigene Weise interpretiert und eine spannende und beziehungsreiche Serie von Stillleben geschaffen. Die vollständige Bilderserie in Verbindung mit den Fragen und Antworten können Sie auf dieser Website erkunden.

Was zeichnet ein exzellentes Orchester aus?

Bedingungslose Besessenheit …

unbändiger Ideenreichtum …

feinstes aufeinander Hören …

FASZINIERENDE technische Zauberkunst …

Die Liste ist unendlich lang, doch ist das, woran ich als erstes denke, die Balance im Verhältnis jedes Einzelnen zur Gruppe. Jeder Spieler muss so hell und überzeugend strahlen wie ein seltenes Juwel UND gleichzeitig bescheiden genug sein, um, wenn es gefordert ist, sich zurückzunehmen und Teil von etwas Größerem und Bedeutenderem zu werden.

Was bedeutet Ihnen Applaus?

Ich denke oft daran, wie faszinierend es wäre, ein Konzert im 18. Jahrhundert zu erleben, als die Leute noch SPONTAN applaudierten

- Applaus, der verlangte, einen Satz zu wiederholen

- Applaus, der wie ein Ausbruch war, unmittelbar und unbeschwert, etwa als Antwort auf einen unerwarteten Tonartwechsel

Haben wir heutzutage den Kontakt zur ursprünglichen Bedeutung von Applaus verloren? – BEIDE Seiten, die Applaudierenden und die Musiker, die ihn empfangen. Werden der Kontakt / die Wertschätzung vielleicht auf eine andere Weise vermittelt? Ich weiß es nicht, ABER ich bin mir sicher, dass Applaus Teil eines großartigen Dialoges ist.

Welche Ideen und musikalischen Schwerpunkte setzen Sie in der ersten Saison?

Ein Kaleidoskop aus strahlenden, kräftigen Farben, das durch sein Spektrum ein Fundament für das bilden kann, was sich in den späteren Jahren entwickeln oder auch nicht entwickeln soll. Der grundlegende Gedanke meiner SAISON 1 ist das »Kennenlernen …«:

durch die Musik SIE, unser Publikum, kennen zu lernen, auch SIE, unser »potenzielles« Publikum. Die Repertoiregeschichte des DSO ist ungeheuer groß und unsere Beziehung steckt noch in den in Kinderschuhen: Was muss gegossen werden? Was soll aufgedeckt werden? Was kann entstaubt werden?

Konzerte im Abonnement

In den Abonnementserien der Spielzeit 2017|2018 haben wir spannende Programmkonstellationen mit besonderen Ermäßigungen und Boni zusammengestellt.

Zu den Abo-Reihen und Wahl-Abos

Was hat Sie motiviert, Dirigent zu werden?

Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind von den Gefühlen, die Musik in mir auslöste, immer völlig überwältigt war. Jedoch gelang es mir nicht, die große Leidenschaft, die sich »wie ein Sturm in meinem Herzen!« anfühlte, auf einem einzelnen Instrument oder mit einer einzigen Stimme auszudrücken, geschweige denn die Intention des Komponisten (vielleicht handelt es sich hier auch um eine Reflektion meiner eigenen technischen Fähigkeiten als Violinist und Pianist!). Es war, als würde eine andere Welt auf mich warten. Als ich mit dreizehn Jahren unter Sir Colin Davis Violine spielte, merkte ich plötzlich, dass ich zum Erzähler der Geschichten dieser gewaltigen Kunstwerke werden wollte. Bei einer Probe wandte sich Davis vor Sibelius’ Erster Symphonie an den Klarinettisten und flüsterte ihm zu »Ich hoffe, Sie genießen die Reise« – und da dachte ich: »JA!«, das ist Musizieren – eine große Reise. Die Idee, dass mein Körper mein Instrument und das Orchester meine Seele ist – wie töricht! ABER wie fantastisch! Natürlich ist der Embryo selbstsüchtig. So ging es anfangs nur um MEINE Zeichen, MEINE Bewegung. Aber die Schönheit des Dirigierens liegt darin, dass

- es schon bald um den Komponisten, die Interpretation geht

- es schon bald darum geht, den Seelen freien Lauf zu lassen, und zwar nicht nur der des Dirigenten, sondern auch der jedes einzelnen Orchestermitglieds

- es schon bald um das Publikum und den größeren Zusammenhang geht. Eine allumfassende Weltsicht. Was für eine Lebensaufgabe.

Chef­dirigenten­konzerte

Alles über die Programme unseres neuen Chefdirigenten Robin Ticciati.

Zu den Konzerten

Was kann klassische Musik bewirken?

Ich denke, es ist nur zu leicht, die Macht der KLASSIK durch eine romantische, schwelgerische Liebe, die man für sie empfindet, zu übertreiben. Und doch bin ich der Überzeugung, dass in einer von Klickraten und allgemeiner Verunsicherung beherrschten Gesellschaft das, wofür klassische Musik steht, und das wahrhaftige Fundament, auf dem sie gründet, uns eine Menge geben kann: Ideen von EINHEIT, GEMEINSCHAFT, vom Streben nach einem Ziel, das größer ist als wir alle.

Und geht es dabei nicht auch um KLANG? Um einen Klang, der Menschen Hoffnung geben kann – Hoffnung auf Liebe –, Zeit zum Nachdenken und zur Ermutigung, uns offenherziger zu begegnen.

Was soll das Publikum fühlen, wenn es Ihre Konzerte besucht?

Ein Gefühl des Fliegens, des Segelns hoch über den grauen, rauen Seiten unserer Welt: einer Welt, die von mediengetriebener Angst bestimmt wird. Vielleicht können unsere gemeinsamen Konzerte ein Spiegel sein, oder zumindest ein Forum für die aufrichtigsten Formen des Lachens, der Tränen, der Begeisterung, der Spannung … für uns alle gemeinsam.

Wer bin ich? Wer sind wir zusammen?

Konzerte können uns anregen, Fragen zu stellen.

In allererster Linie wollen das DSO und ich einen Raum schaffen, in dem es keine Vorurteile gibt und Gefühle erlaubt sind.

Ein Fest!

Natur …

Es liegen eine gewisse Freude und Gefahr, Vergnügen und Risiko darin, einem anderen Menschen direkt in die Augen zu blicken. Es braucht Mut, tief und lange hineinzusehen – selbst in die Augen eines völlig Fremden – und sich zu fragen, was man hier vorfindet, was wohl unter der Oberfläche verborgen liegt. Das gehört für mich zu den Schönheiten des Lebens.

Die Natur – darunter verstehe ich das Phänomen der fassbaren Welt der Pflanzen, Tiere, Landschaft … im Gegensatz zu den Menschen – birgt für mich noch ein weiteres Mysterium: eine andere unfassbare Größe, von der ich mich beständig demütig verneige.

Wenn das Meer an Gesichtern oder die Vielzahl der Augen zu viel wird, empfinde ich die Natur oft als puren Balsam / den ehrlichsten aller Zuhörer. Das Meer wird zum Orchester, das Gebirge zur Partitur, die Wolken und Sterne unser Publikum. Tiefe Einsamkeit ist mit dem Verstehen von Musik eng verbunden. Genau so ehrlich und möglicherweise enthüllend wie die Augen eines Gegenübers.

In welches Jahrhundert würden Sie, wenn Sie könnten, reisen?

Ins 19. Jahrhundert. Die Zeit der echten Romantik würde ich gerne persönlich erleben.

Mehr über Robin Ticciati

Zur Biografie

Oper oder Konzert?

Lachen oder Weinen?

Sonne oder Regen?

Fisch oder Fleisch?

Man würde sich ohne das jeweils Andere verloren fühlen, ich jedenfalls! Wie wunderbar, dass Kammermusik keines Dirigenten bedarf!

Konzerte 2017|2018

Umfassende Informationen zu den Konzerten der Spielzeit 2017|2018 finden Sie in unserer Saisonvorschau, die wir Ihnen gerne kostenfrei zusenden. Tragen Sie sich hierfür in das Online-Bestellformular ein.

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Welche Musiker-Persönlichkeiten inspirieren Sie?

Diejenigen, die danach streben, dem Komponisten zu DIENEN und diesen Dienst an der Partitur über die Macht und das Gewicht ihres eigenen EGO stellen.

von hier aus können WAHRHEIT, AUFRICHTIGKEIT, RISIKOBEREITSCHAFT, STÜRMISCHE HINGABE, INTEGRITÄT … kann ALLES fließen.

Was hat Sie in Berührung mit der klassischen Musik gebracht?

Einfach unglaubliches GLÜCK!

Sie war schon immer tief in unserem Familiengeist verwurzelt: Mein Urgroßvater war Pianist, mein Großvater Komponist und Dirigent, und meine Eltern sind Musikliebhaber und Amateurmusiker.

Als ich aufwuchs, war Musik Teil der Luft, die ich atmete – ohne jegliche Unterscheidung zwischen klassischer, volkstümlicher, zeitgenössischer … unsere Sprache war die Musik!

Es ist ein vielschichtiger Prozess, dieses gewaltige Privileg annehmen und verstehen zu können, ein Privileg, das so vielen jungen Menschen heutzutage nicht vergönnt ist. Darüber denke ich oft nach.

Als das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin Ihnen angeboten hat, Chefdirigent zu werden …

 … war es ein ruhiger, sonniger Tag an der Küste von Cornwall … dort war ich!

Ich erinnere mich, dass die ersten Wellen von einem inneren Hochgefühl erfüllt waren, von innerer Dankbarkeit und heiterem Frieden. Als sich die Realität breitmachte, wandelte sich dieser Frieden zu einer durch und durchgehender Begeisterung.

Warum? … Das lag an der Vorstellung, in einer Position zu sein, in der man für die Menschen in Berlin etwas bewegen kann und das mit einer so offenen und dynamischen Gruppe wie dem DSO.

Wie fühlt es sich an, in der Berliner Philharmonie zu dirigieren?

jetzt … noch großartiger als bisher!

Welches Ziel haben Sie gemeinsam mit dem DSO vor Augen?

Wir wollen uns BESTÄNDIG WEITERENTWICKELN
sowohl mit als auch gegen den Strom …

Welche Bücher haben Sie in letzter Zeit gelesen?

John Banville, ›The Sea‹
Peter Frankopan, ›The Silk Roads: A New History of the World‹
Clive Brown, ›Classical & Romantic Performance Practice 1750 – 1900‹

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Haben Sie einen eigenen Dirigierstil? Und wenn ja, wie haben Sie ihn entwickelt?

Mein Dirigieren ist eine GEHORSAME Antwort auf die jeweilige Partitur.

Mein Körper wird zum Abbild und zur Stütze der innersten Aussage der Komposition, um es den Musikern zu ermöglichen, das Werk des Komponisten in seiner Gesamtheit zu verstehen …

Entwicklung? Tägliche Selbstanalyse!


Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
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Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist ein Ensemble der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin.

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Registergericht
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